Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Wie funktionieren moderne Hausnotrufsysteme?
- Aktuelle Entwicklungen und Trends
- Chancen für Pflegehilfsmittelhändler
- Herausforderungen und Risiken
- Integration mit Software‑Lösungen
- Gesetzliche Rahmenbedingungen
- Tipps für die Praxis
- Fazit
Einführung
Digitale Hausnotrufsysteme sind ein Herzstück der modernen Pflegeversorgung. Sie unterstützen ältere oder pflegebedürftige Menschen dabei, möglichst lange selbstständig in der eigenen Wohnung zu leben, und bieten Angehörigen sowie Leistungserbringern zusätzliche Sicherheit. Die zunehmende Digitalisierung eröffnet Chancen für vernetzte Geräte und intelligente Sensoren, die Notfälle zuverlässig erkennen und Hilfe rund um die Uhr organisieren können.
Wie funktionieren moderne Hausnotrufsysteme?
Klassische Hausnotrufsysteme bestehen aus einer Basisstation, die über das Telefon‑ oder Mobilfunknetz mit einer rund um die Uhr besetzten Hausnotrufzentrale verbunden ist, sowie einem Alarm‑ oder Funksender, den die versicherte Person am Körper trägt. Bei einem Notfall kann per Knopfdruck Hilfe angefordert werden. Die Zentrale leitet anschließend die zuvor abgestimmten Maßnahmen ein – von der Benachrichtigung von Angehörigen bis zur Alarmierung des Rettungsdienstes. Moderne Systeme integrieren zusätzliche Sensoren wie Sturzdetektoren, Rauchmelder oder Türsensoren und übertragen ihre Daten automatisch an das Notrufsystem.
Aktuelle Entwicklungen und Trends
Die dynamische Entwicklung von Software‑ und Sensortechnologien führt zu einer neuen Generation von Hausnotrufsystemen:
- IoT‑basierte Sensorik – Smarte Bewegungssensoren, Sturzdetektoren und Türkontakte lassen sich in das Hausnotrufsystem einbinden und melden Auffälligkeiten automatisch an die Notrufzentrale. Kombiniert mit künstlicher Intelligenz können Abweichungen im Tagesrhythmus frühzeitig erkannt werden.
- Mobile und hybride Endgeräte – Neben stationären Basisstationen bieten Hersteller mobile Notrufknöpfe, Smart‑Watches oder Apps an. Sie ermöglichen GPS‑Ortung, Kommunikation via Mobilfunk und sogar Videotelefonie, sodass Hilfe auch unterwegs erreichbar ist.
- Integration in Smart‑Home‑Ökosysteme – Durch die Verbindung mit Sprachassistenten oder Smart‑Home‑Systemen können Nutzer bei Notfällen per Sprachbefehl Hilfe rufen oder das Licht einschalten, um Orientierung zu schaffen.
- Digitale Plattformen – Leistungsfähige Cloud‑Plattformen vernetzen alle Geräte und stellen Schnittstellen für Pflegeeinrichtungen, Angehörige und Leistungserbringer bereit. Pflegehilfsmittelhändler können so Informationen zu Verträgen, Lieferungen und Abrechnungen zentral verwalten.
Diese Trends führen zu mehr Komfort und Individualisierung, erfordern aber auch eine sorgfältige Auswahl geeigneter Systeme und einen verantwortungsvollen Umgang mit Daten.
Chancen für Pflegehilfsmittelhändler
Für Leistungserbringer eröffnen digitale Hausnotrufsysteme neue Geschäftsfelder. Anbieter können ihr Portfolio erweitern, indem sie neben klassischen Hausnotrufen auch mobile Lösungen, Apps und ergänzende Sensorik anbieten. Durch die Vernetzung der Geräte lassen sich Services wie regelmäßige Statusberichte, Wartungsplanungen oder erweiterte Sicherheitsfunktionen anbieten. Für die Kunden entsteht dadurch ein Mehrwert – beispielsweise können Stürze schneller erkannt oder Einbruchmelder integriert werden. Darüber hinaus bieten digitale Systeme Potenzial für langfristige Kundenbindung, da Verträge über monatliche Servicepauschalen abgerechnet werden und Updates kontinuierlich neue Funktionen liefern.
Herausforderungen und Risiken
Trotz der Vorteile stellen digitale Hausnotrufsysteme Leistungserbringer vor Herausforderungen:
- Datenschutz und IT‑Sicherheit – Vernetzte Systeme sammeln sensible Gesundheits‑ und Bewegungsdaten. Händler müssen sicherstellen, dass personenbezogene Daten verschlüsselt übertragen und entsprechend der Datenschutz‑Grundverordnung gespeichert werden.
- Technische Zuverlässigkeit – Fehlalarme oder Ausfälle können gravierende Folgen haben. Eine hohe Ausfallsicherheit, regelmäßige Wartung sowie eine stabile Internet‑ oder Mobilfunkverbindung sind essenziell.
- Akzeptanz bei Nutzerinnen und Nutzern – Manche Seniorinnen und Senioren stehen digitalen Geräten skeptisch gegenüber. Eine intuitive Bedienung, verständliche Erklärungen und gute Schulungen fördern die Akzeptanz.
- Kosten und Refinanzierung – Innovative Funktionen erhöhen häufig die Anschaffungskosten. Gleichzeitig müssen Leistungserbringer die wirtschaftliche Rentabilität und die Möglichkeiten der Kostenerstattung durch Pflegekassen im Blick behalten.
Integration mit Software‑Lösungen
Die vertriebsseitige Digitalisierung der Pflegehilfsmittelwirtschaft bietet Chancen, hausnotrufbezogene Prozesse effizienter zu gestalten. Die folgenden Software‑Lösungen von Pflegehilfsmittelparadies.de können dabei unterstützen:
- PG 15 – Diese digitale Lösung vereinfacht die Versorgung mit Inkontinenzhilfen und lässt sich als Beispiel für die Verwaltung von Hausnotrufgeräten heranziehen. Dank integrierter Stammdatenverwaltung und Schnittstellen zu Lieferanten können Lieferungen und Verträge nahtlos dokumentiert werden. Mehr erfahren.
- PG 54 – Mit dieser Software verwalten Pflegehilfsmittelhändler ihre Pflegehilfsmittel online. Für Hausnotrufsysteme bedeutet das eine einfache Bestandsverwaltung, automatische Erinnerungen für Wartungen und die Möglichkeit, Vertragsunterlagen digital zu hinterlegen. Mehr erfahren.
- PG 51 – Diese Lösung unterstützt die digitale Abwicklung von Bettschutzeinlagen, zeigt aber, wie eine durchgängig digitale Prozesskette in der Hilfsmittelabgabe aussehen kann. Vergleichbare Module lassen sich für Hausnotrufsysteme nutzen, um Verträge abzuschließen und Leistungen abzurechnen. Mehr erfahren.
Durch die Anbindung von Hausnotrufsystemen an Softwarelösungen können Händler Abrechnungen automatisieren, den Kundenservice verbessern und schnellere Reaktionszeiten gewährleisten.
Gesetzliche Rahmenbedingungen
Versicherte haben nach § 78 Abs. 1 SGB XI Anspruch auf die Versorgung mit Pflegehilfsmitteln, zu denen auch Hausnotrufsysteme zählen. Der GKV‑Spitzenverband schloss mit Wirkung vom 1. Juli 2021 einen neuen Vertrag mit Leistungserbringern ab, um die Leistungen an die aktuelle Technik und gesetzliche Vorgaben anzupassen. Hausnotrufsysteme bestehen nach Definition aus einem Notrufgerät und einem Alarm‑/Funksender und sind mit einer 24 Stunden besetzten Hausnotrufzentrale verbunden; im Notfall werden die im Vertrag vereinbarten Maßnahmen eingeleitet. Vor der ersten Nutzung müssen Leistungserbringer die Versicherten beraten und sie in der Regel ohne Mehrkosten mit einem Hausnotrufsystem ausstatten https://www.gkv-spitzenverband.de/service/hmv/hausnotruf_1/hausnotruf_1.jsp#:~:text=Nach%20%C2%A7%2078%20Abs,eigene%20Kosten%20eine%20%C3%BCber%20die. Versicherte können auch eine über die gesetzliche Leistungspflicht hinausgehende Versorgung wählen und tragen dann die Mehrkosten selbst https://www.gkv-spitzenverband.de/service/hmv/hausnotruf_1/hausnotruf_1.jsp#:~:text=Vor%20der%20erstmaligen%20Inanspruchnahme%20eines,Pflegekassen%20sind%20gesetzlich%20verpflichtet%2C%20die. Für Händler ist es wichtig, diese Anforderungen zu erfüllen und sich regelmäßig über Änderungen in Verträgen zu informieren.
Tipps für die Praxis
- Marktanalyse durchführen – Prüfen Sie, welche Hausnotrufsysteme am Markt verfügbar sind und welche Funktionen Ihre Zielgruppe benötigt. Sensorische Erweiterungen wie Sturzdetektoren oder Rauchmelder können ein Alleinstellungsmerkmal sein.
- Beratungsqualität erhöhen – Nehmen Sie sich Zeit für die Einweisung Ihrer Kunden. Eine verständliche Erklärung der Funktionsweise und ein Testalarm fördern das Vertrauen in das Gerät.
- Software einsetzen – Nutzen Sie die Softwarelösungen PG 15, PG 54 und PG 51, um Bestände zu verwalten, Verträge digital zu unterzeichnen und Abrechnungen zu automatisieren.
- Datenschutz sicherstellen – Arbeiten Sie mit Herstellern zusammen, die hohen Datenschutzstandards entsprechen, und informieren Sie Ihre Kunden über die Datenverarbeitung.
- Regelmäßige Schulungen – Halten Sie Ihr Team technisch auf dem Laufenden, damit es neue Systeme kompetent betreuen kann.
Fazit
Digitale Hausnotrufsysteme bieten die Chance, den Alltag von Pflegebedürftigen sicherer zu gestalten und gleichzeitig neue Dienstleistungen für Pflegehilfsmittelhändler zu erschließen. Die Verbindung von vernetzten Geräten, intelligenten Sensoren und professionellen Hausnotrufzentralen erhöht die Reaktionsfähigkeit im Notfall. Gleichzeitig erfordert die Digitalisierung einen bewussten Umgang mit Datenschutz, eine hohe technische Zuverlässigkeit und eine enge Abstimmung mit gesetzlichen Vorgaben. Mit den richtigen Software‑Lösungen und einer kundenorientierten Beratung können Händler diese Herausforderungen meistern und sich als kompetente Partner im Bereich der digitalen Pflege positionieren.
Weiterführende Links
- Digitale Pflegehilfsmittel 2025: Sensorbasierte Inkontinenzversorgung, vernetzte Hausnotrufsysteme und DiPA im Überblick – Zum Artikel
- Pflegereform 2025: Neue Pflegehilfsmittelverträge und Entlastungsbudget – Zum Artikel
- Die neuen Pflegehilfsmittelverträge P50, P51 und P52 – Unterschiede im Überblick – Zum Artikel